Gunthilde Meyer wird beim Nordic Walking von einem freilaufenden Hund gebissen
LUCKENWALDE -
Noch immer kann Gunthilde Meyer die Situation nicht richtig fassen.
Vor knapp drei Wochen ist die 74-jährige Luckenwalderin im Elsthal von
einem freilaufenden Schäferhund angefallen, gebissen und dabei schwer am
Arm verletzt worden. Die Folgen sind noch spürbar. „Das Handgelenk tut
immer noch weh, erst seit drei Tagen kann ich meine Stöcke wieder
benutzen“, erzählt Gunthilde Meyer.
Ihre Geschichte klingt fast wie ein schlechtes
Horror-Szenario. Jeden Morgen walkt die fitte Senioren eine knappe
Stunde immer die gleiche Route: vom Anger über Straße zum Freibad,
Färberweg und Elsthal zum Meisterweg und wieder nach Hause. Jeden Tag
läuft sie an den beiden Schäferhunden Spike (2) und Julia (8) an der
Jagdgaststätte Elsthal vorbei, die sie hinter dem Zaun zwar anbellen,
ihr aber scheinbar nichts tun können.
Bis zu jenem Sonntag, als die beiden Hunde ihr
plötzlich auf freier Strecke entgegenkommen. „Ich hatte keine Angst, ich
dachte, die müssen mich ja kennen“, erzählt Gunthilde Meyer. Doch wie
aus heiterem Himmel wird sie von dem größeren plötzlich angegriffen. Das
Tier reißt ihr eine tiefe Fleischwunde in den Arm. „Es hat stark
geblutet“, erzählt die gelernte Krankenschwester, „dann lecken die Hunde
vor meinen Füßen das Blut auf und trotten schließlich neben mir her.“
Ein Handy hat sie nicht dabei. Unter Schock
läuft die Verletzte zum nächstgelegenen Haus und bittet um Hilfe. Von
dort werden dann auch Polizei und Rettungsdienst gerufen. Dann kommt
zufällig ihre Namensvetterin am Tatort vorbei. Edine Mayer von der
gleichnamigen Hauskrankenpflege ist kurz nach 7 Uhr schon im Dienst und
bemerkt die unter Schock stehende, blutende und frierende Frau auf der
Straße. „Sie hat mich in ihr Auto gesetzt, da war es schön warm“,
berichtet Gunthilde Meyer dankbar. Bis zum Eintreffen des
Rettungsdienstes bleibt ihre zweite Ersthelferin bei ihr. Die Hunde
laufen zu diesem Zeitpunkt immer noch frei herum. Gunthilde Meyer wird
in der Rettungsstelle versorgt und muss noch tagelang eine Schiene
tragen.
Bei der Polizei wurde gegen die Hundehalterin
Anzeige wegen fahrlässiger Köperverletzung erstattet. „Ein
Hunde-Impfpass mit den aktuellen Impfungen von 2012 war vorhanden“,
erklärt Manfred Schröder, Vize-Chef der Polizeiinspektion
Teltow-Fläming. „Die Besitzerin erklärte, dass das Tor zwar
verschlossen, die Tür aber nicht richtig eingerastet war.“
Unter den Spaziergängern und Radfahrern spricht
sich indes herum, dass dies nicht der erste Fall gewesen sein soll.
Martin Karnstaedt aus Kolzenburg ist vor Jahren attackiert worden.
Ähnliche Vorfälle hätte es im Frühjahr und Juni gegeben, erst vorige
Woche sei ein anderer Hund angefallen worden. Die Polizei bestätigt dies
zunächst nicht.
„Ich mach mir Sorgen um die vielen anderen, die
die Strecke mit dem Fahrrad nutzen“, sagt Gunthilde Meyer, „wenn einem
Kind was passiert, sind die Folgen nicht auszudenken.“ Auch Edine Mayer,
die selbst einen Hund hat, ist überzeugt, dass solch große Vierbeiner
eine Ausbildung haben sollten.
Hundebesitzerin Sina Gaede bedauert den Vorfall.
Sie hat sich bei Gunthilde Meyer entschuldigt. „Die Hunde laufen nur
nachts frei auf dem Gelände, weil schon öfter Außen-Tische und Stühle
gestohlen wurden“, sagte sie. Durch eine versehentlich offene Tür seien
die Tiere ausgebüxt. Ab morgen sollen sie zur Hundeschule. Außerdem ist
sie bereit, die Tiere abzugeben. „Wer Interesse hat, sollte sich in der
Jagdgaststätte melden.“ (Von Elinor Wenke)
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