Ärger um Wolfsmanagement in Brandenburg
Bauernbund kündigt seine Mitarbeit auf
- Eine Woche vor der abschließenden
Beratung zum Wolfsmanagement in Brandenburg gibt es Ärger. Der
Bauernbund Brandenburg kündigte am Dienstag seine Mitarbeit beim
Wolfsmanagementplan des Landes auf. Darin wird unter anderem geregelt,
wie Landwirte bei der wolfssicheren Einzäunung ihrer Tiere gefördert und
bei gerissenem Vieh entschädigt werden. Das Umweltministerium des
Landes bedauerte die Entscheidung des Verbandes.
"Das Beteiligungsverfahren ist eine
Farce", sagte Bauernbund-Vorstandsmitglied Lutz-Uwe Kahn aus Kleßen
(Havelland). Er kritisiert, dass bei den bisherigen Sitzungen zum
Wolfsmanagement nichts für die Bauern erreicht worden sei. Das
Umweltministerium sei nicht in der Lage, den Tierhaltern flächendeckend
wolfssichere Zäune zu finanzieren. Ungeklärt sei auch die Haftungsfrage
bei ausbrechenden Rinderherden.
Zahl der Tiere begrenzen
Ausgerechnet die
umweltfreundlichste und tiergerechteste Haltungsform werde dadurch
unwirtschaftlich, wenn nicht gar unmöglich gemacht, kritisierte Kahn.
Der Nebenerwerbslandwirt bemängelte, dass es keine konkrete Zielgröße
für eine verträgliche Wolfspopulation in Brandenburg gebe. Dies sei das
Mindeste, wenn ein Kompromiss zwischen Naturschutz und Tierhaltern
gefunden werden soll.
Kahn forderte sogar, den Wolf
in Regionen mit Landwirtschaft zu bejagen. "Wir haben in Brandenburg
etwa 60.000 Hektar Naturreservate sowie tagebau- oder
munitionsgeschädigte Sperrgebiete, in die sich der Wolf schon jetzt
zurückziehen kann", sagte Kahn und ergänzte sarkastisch: "Wenn das nicht
reicht, gibt es ja auch noch Potsdam und Berlin". Der Bauernbund
vertritt als kleiner Verband die Interessen konventionell produzierender
Landwirte. Auch der wesentlich größere Bauernverband sieht die
Ansiedlung des Wolfes kritisch.
Beim Umweltministerium stieß
die Kritik des Bauernbundes auf Unverständnis. In den Beratungen zum
Wolfsmanagement sei davon nicht die Rede gewesen, sagte der zuständige
Mitarbeiter Ekkehard Kluge. Landwirte würden derzeit bereits bei der
Anschaffung wolfssicherer Zäune gefördert. Auch eine auf freiwilliger
Basis fußende Entschädigungszahlung für Bauern, deren Tiere vom Wolf
gerissen wurden, gebe es vom Land.
Die Regeln sollen im
Wolfsmanagementplan erstmals schriftlich fixiert werden. Die
Verhandlungen dazu sollen laut Kluge in der nächsten Woche abgeschlossen
sein. Zu den Beratungen eingeladen wurden nach seinen Angaben etwa 100
Verbände, wissenschaftliche Institutionen und Behörden. Rund 50 hätten
sich beteiligt. Zur Forderung, eine Zielgröße für die Anzahl von Wölfen
festzulegen, sagte Kluge, dass dies nicht zulässig sei. Brandenburg
müsse sich an die entsprechenden Naturschutzregelungen der EU und des
Bundes halten. Das Jagen von Wölfen ist danach streng verboten und kann
mit bis zu 50.000 Euro Geldstrafe oder Haft geahndet werden. Zielgrößen
seien deshalb gar nicht möglich, erklärte Kluge.
Nach Angaben des Ministeriums
gibt es im Land neun Wolfsrudel, vor allem im Süden des Bundeslandes.
Die Zahl der Wölfe wird auf 70 bis 80 geschätzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen