„So töten keine Hunde!“
Von unserem Redaktionsmitglied
Simone Weirauch
Hat ein Wolf den Schafen die Kehlen durchgebissen? Für die Tierhalter gibt es keinen Zweifel. Doch von den Behörden ließ sich noch niemand blicken.
Vorpommern.Am Samstagnachmittag hat Klaus Pieper die Faxen dicke. Er schnappt sich die Schubkarre, packt die steifen Kadaver und lädt sie auf. Die beiden toten Schafe sollen erst einmal raus aus dem Tiergatter. Am Freitag hatte er sie entdeckt. Beide Tiere waren tragend und sollten dieser Tage ihre Lämmer zur Welt bringen. Sie sind in der Nacht zum Freitag mit einem Biss in die Kehle getötet worden. Ein weiteres Schaf der Kamerun-Herde liegt verletzt am Zaun. Wenn es tatsächlich vom Wolf gebissen wurde, wird es wohl nicht mehr lange leben. Auch der Bock hinkt ein bisschen. Pieper vermutet, dass der tapfere Bock den oder die Angreifer vertrieben hat und dabei selbst verletzt wurde. Und dann zeigt er auf die Kratzspuren an einem der 1,50 Meter hohen Zaunfelder. Der nächtliche Angreifer hat an mehreren Stellen versucht, in das Schafgehege zu gelangen. Es befindet sich unmittelbar am Hof. Klaus Pieper und seine Familie wohnen ganz am Rand des Dorfes, in Meiersberg-Ausbau. Da gibt es nur noch Wiese und Wald. „Erst dachte ich, ein Hund hat hier sein Unwesen getrieben“, sagt Pieper. Gleich morgens hatte er die Gegend nach dem Streuner abgesucht. Nichts. Statt dessen findet er die zwei toten Tiere auf der Wiese der Nachbarin. Eines davon hat einen aufgerissenen Leib und einen angefressenen Oberschenkel. Ein drittes Schaf ist verletzt. Für den Meiersberger ist es ein klarer Fall: Das war ein Wolf.
„Tja, was soll ich sagen? Wölfe wurden hier schon gesichtet, in Meiersberg und auch in Torgelow-Holl“, sagt Klaus Pieper. Aber wer so etwas ausspricht, wird schnell als Spinner hingestellt. Pieper glaubt an das, was er mit eigenen Augen sieht. Und das sind die durchgebissenen Kehlen seiner Schafe. Er ist sicher: So töten keine Hunde.
Angst hat Klaus Pieper nicht. Nur um seine Schafe fürchtet er. Auch seine Lebensgefährtin Jana Wahl und die zwölfjährige Tochter fühlen sich sicher auf dem abgelegenen Gehöft mit den vielen Tieren. Aber sie sind gewarnt. Ein bisschen mulmig sei ihr schon, sagt Jana Wahl. Was ist, wenn er wieder kommt, der Wolf? Sie hat sich erkundigt: Auch drei Meter hohe Zäune halten keine hungrigen Wölfe ab. Die Tiere tun schließlich nur das, was in ihrer Natur liegt. Vielmehr ärgern sich die betroffenen Schafhalter über die Behörden. „Seitdem am Freitagmorgen die Polizei da war, hat sich niemand mehr blicken lassen. Kein Amtstierarzt, keine Jagdbehörde.“ Es hieß, dass Experten den Fall prüfen. Doch bisher hat sich kein Experte sehen lassen.
Quelle: http://www.nordkurier.de/cmlink/nordkurier/lokales/ueckermuende/so-toten-keine-hunde-1.512610
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